Peering sowie DNS Probleme zu Hetzner

Gelöst

Aufgrund der in letzter Zeit immer wieder zum Teil massiv auftretenden Probleme will ich mich hier mal wieder zu Wort melden...

 

Wir haben gerade in den Abendstunden immer wieder Probleme mit dem Peering zu Hetzner.

Unter anderem sind manche Webanwendungen die auf einem Hetzner Root liegen fast nicht mehr nutzbar.

Hierfür würde es zwar theoretisch die Option für den Double Paid Traffic geben, diese ist allerdings für Cloud Server nicht buchbar.

Im Hetzner Forum sammeln sich aktuell auch vermehrt Reports dazu.

Dass die Telekom sich hier immer noch weigert am DE-CIX vernünftig zu peeren ist mittlerweile echt inakzeptabel...

 

Ein weiteres Problem besteht aktuell mit den DNS-Servern der Telekom zu Hetzner.

Hier blockiert die Telekom aktiv die rekursiven DNS-Server von Hetzner.

Das löst bei vielen Kunden Zugriffsprobleme auf diverse bei Hetzner gehostete Websites sowie die Hetzner Seite selbst aus.

Hierzu folgender Post vom Hetzner Support:

 

Hetzner Support schrieb:

das Problem ist bekannt, es scheint so, als wuerden die autoritativen DNS der Telekom die Anfragen unserer rekursiven DNS blocken. Wir haben die Telekom bereits kontaktiert um die Sperre aufzuheben, allerdings bisher noch keine Antwort erhalten. Wir wuerden Ihnen empfehlen, selbst ebenfalls die Telekom zu kontaktieren um eine moeglichst schnelle Freigabe zu erreichen. Hier die zustaendigen autoritativen DNS der jew. Domains: dip0.t-ipconnect.de: DNS: dns01.btx.dtag.de. Kontakt: support@t-ipnet.de Die IPs unserer DNS die von den genannten DNS gesperrt wurden sind wie folgt (alle gleichermassen wichtig): 213.133.98.96 213.133.98.97 213.133.98.98 213.133.99.99 213.133.100.100 95.217.255.75 95.217.255.76 88.198.139.2 88.198.139.3 88.198.139.4 78.47.119.230 78.47.119.231 2a01:4f8:0:a111::add:9898 2a01:4f8:0:a102::add:9999 2a01:4f8:0:a0a1::add:1010 2a01:4f8:0:1::add:9896 2a01:4f8:0:1::add:9897 2a01:4f8:0:1::add:9898 2a01:4f8:0:1::add:9999 2a01:4f8:0:1::add:1010 2a01:4f9:0:a010::add:1a 2a01:4f9:0:a010::add:1b 2a01:4f8:0:a104::add:1ab 2a01:4f8:0:a104::add:1a 2a01:4f8:0:a104::add:1b 2a01:4f8:0:a104::add:1c 2a01:4f8:0:a0a1::add:1a 2a01:4f8:0:a0a1::add:1b Leider haben wir bis zur Aufhebung der Sperre durch den Betreiber des aut. DNS keine Moeglichkeit Ihnen direkt zu helfen, die Aufhebung der Sperre liegt leider nicht in unserer Hand. Sie koennen allerdings zwischenzeitlich alternative offene DNS Server wie z.B. 8.8.8.8 oder 1.1.1.1 in Ihrer /etc/resolv.conf verwenden um das Problem auf Ihrem Server zu umgehen.
1 AKZEPTIERTE LÖSUNG

Nochmal ein kurzes Statusupdate hier.

 

Hetzner hat sich nun dazu entschlossen ab 01.04.2020 direkt mit der DTAG zu peeren.

Die Anbindung wird mit 2x 100 GBit/s erfolgen.

 

Damit kann der Thread eigentlich geschlossen werden, da sich das Thema ab dann erledigt hat.

Lösung in ursprünglichem Beitrag anzeigen  


@Kugic  schrieb:
Wo erpresst die Telekom denn?
Die Transitpartner steht es doch auch frei, sich entsprechende Kapazitäten einzuholen.

Das mag schon sein, aber in der Realität klemmt es immer wieder bei Connections zur DTAG. Normalerweise würde ich einem Telia halt einfach kündigen und stattdessen zu Core Backbone oder Century Link gehen. Dumm nur, dass fast alle Carrier Probleme haben, ihre Daten ins Telekom-Netz zu bekommen. Und dieses Phänomen betrifft ausschließlich das Telekom-Netz. Eine gewisse Systematik ist hier schon zu erkennen.

 

Du bist damit als Content-Provider praktisch den Machenschaften der Telekom ausgeliefert.

 


@Kugic  schrieb:
Es ist nun einmal eine Tatsache, das erheblich mehr Traffic ins Telekom Netz geht - als raus.
Daher ist ein kostenfreies Peering nicht möglich, da die Rechnung unausgeglichen ist.

Was soll das für ein Argument sein? Wenn ich irgendwo einen Dienst anbiete, der automatisch beim Zugriff sinnlos Traffic auch in die Gegenrichtung generiert, dann wäre das Verhältnis plötzlich ausgewogen. Wem soll das genau nützen?

 

Viele Dienste und Protokolle sind halt bisher so ausgelegt, dass die Daten hauptsächlich nur in eine Richtung fließen müssen, weil es technisch erforderlich ist. Mit diesem Argument des "ausgeglichenen" Traffic-Verhältnis fördert man doch nur die Entwicklung von Protokollen, die sinnlos Upload generieren, nur um solchen dämlich argumentierenden ISPs zu genügen.

 

Wenn YouTube jetzt plötzlich beim Video schauen automatisch Zufallsdaten zurückschicken würde, nur um den Upload zuzumachen, wäre wohl alles okay?


@Kugic  schrieb:
Es ist nun einmal eine Tatsache, das erheblich mehr Traffic ins Telekom Netz geht - als raus.

Kunststück, das ist ja auch bewusst von der Telekom so gemacht damit man die Traffic-Ratio als Argument zum "Hand aufhalten" nutzen kann:

  • Durch die deftigen Transit-Preise hält man sich Content-Anbieter, die rausgehenden Traffic generieren könnten, aus dem Netz.
  • Den wenigen eigenen Content hostet man in "Tochternetzen", die nicht an die restriktive Peering-Politik gebunden sind, daher durchaus offen peeren. Zum einen auch wieder, damit um Himmels Willen kein rausgehender Traffic aus AS3320 generiert wird, zum anderen, um trotzdem genau das zu machen, was man anderen vorwirft: Beim rausgehenden Traffic zu sparen.

Sehr geschickt eingefädelt:

  • Man führe zuerst eine ungleiche Traffic-Ratio herbei...
  • ...und jammere dann über die ungleiche Traffic-Ratio...
  • ...und kassiere extra dafür Geld.

 


@Kugic  schrieb:
Daher ist ein kostenfreies Peering nicht möglich, da die Rechnung unausgeglichen ist.

In diesem Satz fehlt mindestens ein Glied der angedachten Schlußfolgerungskette.

 

Du denkst, dass eine unausgeglichene Ratio ein kostenneutrales Peering (kostenfrei ist es nie) unmöglich macht.

Erkläre uns mal warum das eigentlich so sein soll? Technisch funktioniert Peering vollkommen unabhängig von der Ratio.

  • Die Backbone-Leitungen sind symmetrisch, d.h. Du musst sie für die Spitzenkapazität in Lastrichtung dimensionieren, egal ob entgegen der Lastrichtung nun kaum Traffic fließt oder nur minimal weniger als in Lastrichtung.
    Dasselbe gilt für öffentliche und private Interkonnektionen.
  • Die Glasfaser-Leitungen und Router-Ports nutzen sich auch nicht ungleichmäßig ab und müssen auch nicht früher ausgetauscht werden.
  • Im Gegenteil dazu kann man durch geschickt im Land verteilte Zusammenschaltungen (auch wenn diese kostenneutral sind) den Traffic im eigenen Kernnetz so gestalten, dass man den inländischen Backbone symmetrischer ausnutzen kann und somit Aufrüstungen ggf. verlangsamen kann. Mit der aktuellen Fokussierung darauf, Hostern und Content-Anbietern in Frankfurt Transit zu verkaufen, funktioniert das natürlich nicht.

Technisch gibt es absolut keinen Grund, der eine ausgeglichene Traffic-Ratio erfordern würde. Diese Idee kommt einzig und allein von Incumbent-Telco-BWLern, weil sie keine Metrik für den "beidseitigen Nutzen" (worauf es eigentlich bei Peerings ankommt) finden konnten und wollten. Da ist eine künstliche Metrik, die einem die Rechtfertigung herbeizaubert um Geld zu verlangen, doch viel praktischer.

 

Unabhängig davon ist es auch ein Aspekt der Fairness gegenüber den eigenen Kunden:

 

Wir alle, die wir Telekom-Zugangskunden sind (bei mir nicht mehr lange), sind damit technisch gesehen Transit-Kunden der Telekom. Zwar viele kleine Transit-Kunden aber mit ~9 Milliarden Jahresumsatz in dem Segment der größte Block. Die anderen (einzelnen "großen") Transit-Kunden der Telekom generieren zusammen deutlich weniger Umsatz. So wenig, dass er nicht mal separat ausgewiesen wird.

 

D.h. durch die Peering-Policy wird die Leistung für die vielen kleinen Transit-Kunden, die zusammen den größten Umsatzanteil einbringen, bewusst schlecht gehalten, wohingegen die wenigen großen Transit-Kunden, die zusammen nur einen Bruchteil des Umsatzes bringen, bevorzugt werden. Da hat jemand ganz gehörig das Augenmaß, wie man mit den eigenen Kunden umgeht, verloren.


@Kugic  schrieb:
Wo erpresst die Telekom denn?
Die Transitpartner steht es doch auch frei, sich entsprechende Kapazitäten einzuholen.

Entschuldigung, du hast die Komplexität der Problematik nicht ganz verstanden. direx hat das gut beschrieben, unter anderem:


Wenn jeder Content-Provider individuell mit allen möglichen ISPs auf der Welt Peering-Verträge abschließen müsste, dann wäre doch aber das Internet völlig kaputt.

Zudem Tier 1 Carrier generell sich kostenfrei untereinander verbinden. Passives drosseln um Partner zum Zahlen zu nötigen ist hier schon hinterhältig und mehr als unschön.

 


Es ist nun einmal eine Tatsache, das erheblich mehr Traffic ins Telekom Netz geht - als raus.

Ja, das ist so bei einem üblichen Internetanbieter. Es ist auch Tatsache, dass dieser dafür zu sorgen hat, dass die bezahlte Dienstleistung erbracht wird.

Gibt es Erkenntnisse welcher ISP das beste Peering hat?
Sowohl zu Content-Anbietern als auch in die Netze anderer ISPs?

Das Peering-freundlichste Netz in Deutschland mit Endkundengeschäft ist AS6805, betrieben von einem in München sitzenden ISP und Mobilfunknetzanbieter.

Hallo @dw4817 ,

danke für die Antwort. Wo finde ich entsprechende Zahlen / Analysen?

 

Dankeschön und Grüße

Die Peering-Policy "offen" findest Du hier:
https://www.peeringdb.com/asn/6805

 

Einen Eindruck der Peering-Sessions kannst Du Dir hier verschaffen:
https://radar.qrator.net/as6805/peerings

 

Wenn Du die AS-Nummern der anderen für Dich in Frage kommenden Netze an der entsprechenden Stelle in den URLs einsetzt, kannst Du die Angaben selbst vergleichen.