Magenta TV: Ein Drama in neun Akten und ein verzweifelter Kunde.

Gelöst

Nach einer dreiwöchigen Magenta-TV-Odyssee bin ich kurz vorm Explodieren - ich hoffe ich kann mich nachfolgend dennoch einigermaßen gewählt ausdrücken.

 

Ich arbeite als freiberuflicher Journalist in meinem Home Office im Einfamilienhaus und nutze ein weit verzweigtes Netzwerk für mehrere Computer und Mobilgeräte inklusive NAS und Smart Home Steuerung, wobei die Geräte über zwei Stockwerke verteilt sind. Es ist eine delikate Installation, aber sie läuft zuverlässig und wird regelmäßig problemlos um neue Geräte erweitert.

 

Angetan von der TV-Werbung, einem günstigeren Monatspreis zum vormaligen Tarif und der verlockenden Aussicht, all meine Streaming-Dienste (Sky und Amazon Video) endlich zusammen mit Live-TV zu vereinen, habe ich mich für Magenta TV entschieden. Ein schwerer Fehler, der einen Zeitvernichtungs-Prozess ohne Gleichen in Gang gesetzt hat.

 

Akt 1: Der MR 401 kommt an. Begeisterung.

Drei Tage nach Tarifumstellung kam der 401 ins Haus. Unten im Wohnzimmer über einen (ich höre die Experten hier schon entsetzt aufheulen!) Gigabit-Switch und eine alte Delvolo 500 Powerline mit der Fritzbox 7490 im Obergeschoss verbunden. Eingeschaltet, ausprobiert, die pure Verzückung - alles funktioniert einwandfrei. Ich kann im Live TV in gestochen scharfem Full HD nach Herzenslust herumspulen, Sendungen neu starten, direkt zu VOD-Angeboten springen und Prime Video in bester Qualität gucken. Ich war restlos begeistert - vor allem als gebrannter Vodafone-Kunde, der die Kinderkrankheiten der GigaTV Box durchlitten hat. Gleich den Sky-Umzug auf Magenta beantragt!

 

Akt 2: Der MR 201 kommt an. Ernüchterung.

Der alte MR 301 im Obergeschoss versagte durch die Magenta-Umstellung den Dienst, sodass ich notgedrungen den 201 als Zweitreceiver ordern musste. Und damit begann die Odysee und die Entzauberung des Mythos vom sofort funktionierendem IPTV-System. Den 201 im OG angeschlossen, TV-Bild kommt, Superqualität - bis zum ersten Umschalten. Standbild, Stottern, Freeze.

 

Akt 3: Fehlerdiagnose in der Community. Will ich Fernsehen oder eine Kommandozentrale für die Mondrakete einrichten?

Die Experten hier im Forum überschütteten mich förmlich mit möglichen Fehlerursachen, die ich brav durchkaute. Alles nichts gebracht, nur der 401 lief korrekt und der 201 brachte Live TV nur bis zum ersten Umschalten auf den Schirm. Der Tenor lautete: Hau deine alten Netzwerkkomponenten weg und investiere fleißig ein paar Hunderter in neue. Wohlgemerkt in ein absolut funktionstüchtiges System, das mir auf Wunsch 1080p Streams vom NAS aufs iPad Pro streamt, wenn ich es denn mal möchte. Wie kann IP-TV so zickig und ressourcenhungrig sein?

 

Akt 4: Neuen 201 bestellt. Ein Hoffnungsschimmer.

Nach einem Kreuztausch - der 401 funktionierte oben direkt am LAN der FritzBox als auch unten über gefühlte 30 Meter Netzwerkkabel, zwei alte Powerlines und einen Switch an dem sieben weitere Geräte wie an der Muttersau hingen - kam ich zu dem Schluss dass der MR 201 defekt sein musste, habe ihn in die Post gepackt und ein Austauschgerät geordert. Die Hoffnung stirbt zuletzt!

 

Akt 5: Der 201 ist da. Verzweiflung macht sich breit.

Neuer 201er, gleiches Problem. Stottern und Aussetzer, die im Total-Freeze enden. Egal wo angeschlossen, egal ob mit oder ohne Powerline. Direkt über die AVM-Repeater angeschlossen um die Powerline zu umgehen, keine Wirkung. Das brachte mich auf die (im Nachhinein als fatal zu betrachtende) Idee, vielleicht mal meine FritzBox von 6.x auf 7.01 upzudaten (bislang verweigert da alles funktionierte und "Never touch a running System", ihr wisst schon ...) und auch den Repeatern ein Update zu gönnen, da ich gerne mal das Mesh ausprobieren wollte.

 

Akt 6. Fritzbox Update. Der Supergau.

Nach dem Update sprangen nach und nach all meine Komponenten von den Echos übers NAS bis hin zum Netzwerkdrucker wieder an und verrichteten fleißig ihren Dienst. Allerdings war gleichzeitig Schluss mit Live TV über Magenta: der 401, der bislang so brav seinen Dienst verrichtet hatte, versagte die Darstellung des TV-Streams mit der lapidaren Fehlermeldung "Der Inhalt kann nicht wiedergegeben werden. Versuchen Sie es später nochmal". Später? In fünf Minuten? Drei Tagen? Vier Jahren? Auch der 201 zeigte sich solidarisch mit seinem großen Bruder und plapperte diese Fehlermeldung nach. Streaming über Sky und Amazon lief und läuft übrigens immer noch tadellos auf beiden Geräten. Das Forum schwieg zu meinem Problem, also Störungsmeldung raus.

 

Akt 7. Störungsstelle. Noch ein Hoffnungsschimmer.

Nachdem es der erste Servicetechniker nach Schilderung meines Problems wohl mit der Angst zu tun bekommen hat und mich mit einer ahnungslosen Dame in der Zentrale verband, rief ein zweiter Herr an. Der empfahl mir den Radikalschnitt. Fritzbox 30 Min stromlos machen. WLAN deaktivieren. Alle LAN-Kabel entfernen. 201 nach oben tragen und zusammen mit dem 401 an die zwei Ports der Fritzbox hängen und sonst nix. Systemseitige Rekonfiguration eingeleitet. Eingeschaltet - Trommelwirbel! - der 401 zeigt einen HD-Stream an der sogar nach dem Umschalten aktiv bleibt! 401 auf Standby, 201 an den Mini-Fernseher auf dem Schreibtisch meiner Freundin angeschlossen - läuft! Alles top! Euphorie!

 

Akt 8. Störungsstelle, die Zweite. Stammeln, Seufzen und Schweigen

Tjo - dann den 201 auf Standby geschaltet und den 401 wieder eingeschaltet. Blitzschlag und Donnergrollen - "Der Inhalt kann nicht wiedergegeben werden. Versuchen Sie es später noch einmal" ... 201 das selbe. Fein - da haben wir den Ist-Zustand vor der Rekonfiguration ja fein wieder hergestellt. Der Techniker an der Leitung stammelt, seufzt und schweigt. Er ist offensichtlich mit seinem Latein am Ende. Nein, es war nicht die Powerline. Es war nicht der Switch. Es war nicht irgendein inkompatibles Netzwerkgerät. Da vom Service nix mehr kam außer gelegentlichen "Hmmms" und "Achs", bin ich selbst auf die Suche gegangen. Ressourcenanzeige. Hauptreceiver: 9000 MBit/s HD Das Erste. Zweitreceiver: 9000 Mbit/s HD RTL. Der Zweitreceiver ist AUS ... Ich habe eine 16 MBit-Leitung (die Grenze des VDSL-Ausbaugebiets kann ich von meinem Balkon aus sehen, zwei Straßen weiter ...), die wohl mit 2x9000 Mbit überfordert ist. Techniker: "Stellen sie mal auf SD". Ja klar, SD im Jahr 2018 mit High Tech vom Feinsten.

 

Akt 9. Ratlosigkeit und kein Experte weit und breit

SD ging genau 10 Minuten bis selbst das ins Stocken kam. Nun geht weder der (zuvor laufende) 401 noch der vermaledeite 201, mit dem alle Probleme begannen. Der Techniker an der Hotline wünschte mir noch viel Erfolg und setzte das Service-Ticket auf erledigt. Nun guck ich im Erdgeschoss mit der GigaTV Box und im ersten Stock mit waipu.tv auf dem Fire TV Stick und habe zwei Telekom-Receiver mit Schrottwert hier herumstehen (Halt, die steamen immerhin Sky on Demand in guter Qualität, sind also verkappte Sky-Receiver ...)

 

Nachdem ich nun als hart arbeitender Freiberufler summa summarum 20 Stunden in die Fehlersuche investiert habe und meine zu erledigenden Aufträge deshalb bis in die Nachtstunden hinein abarbeiten durfte, stellt sich mir die Frage: Lohnt sich der ganze Aufwand?

 

Deshalb hier meine Forderung: Schickt mir einen nicht stammelnden und kompetenten Experten ins Haus, der die Kisten mit seiner Expertise über IP-TV, Vectoring und sonstige Fachterminologie zum Laufen bringt oder nehmt euren Schrott wieder zurück und stellt mich wieder aufs alte Entertain um, damit ich wenigstens oben mit dem 301er Fernsehen schauen kann, ohne 4,99 € für waipu.tv zahlen zu müssen, obwohl ich zwei High-Tech-Magenta-Receiver hier rumstehen habe.

 

Denn: Ich will doch einfach nur Fernsehen!

 

Danke für eure Aufmerksamkeit.

1 AKZEPTIERTE LÖSUNG
Lösung

FritzBox 6490 Cable am Heiligabend (eher Heiligmorgen) Zwinkernd angekommen.

An den Kabelanschluss gestöpselt, per Tablet auf die richtige IP eingestellt und DHCP deaktiviert, Ethernet-Kabel eingesteckt -> Läuft.

 

Hat keine 10 Minuten gedauert. Entschuldige die Werbung, aber: AVM – da weiß man, was man hat!

 

Keinerlei Wechselwirkungen und Beeinträchtigungen mehr mit Magenta-TV (läuft bis auf manche groben Aussetzer an der Powerline-Verbindung, die aber nachvollziehbar und zu verkraften sind, ohne Probleme auf beiden Receivern). Denke über Strippenziehen nach, um die Powerline loszuwerden, aber derweil funktioniert alles wirklich zufriedenstellend.

 

Der Fehler lag also, wie bereits vermutet, am Downgrade auf IGMP V2, das der alte Kabel-Router verursacht hat.

 

Damit ist dies die Problemlösung und ich markiere den Thread als erledigt.

 

Vielen Dank nochmal speziell an joatho und einen guten Rutsch ins Neue Jahr!

Lösung in ursprünglichem Beitrag anzeigen  

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