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12.05.2022 15:23
Hallo zusammen,
ich bin Marcel und seit 25. April 2021 hier in der Community aktiv. Seit November 2017 war ich tatkräftig im Router-Forum (Bereich AVM) unterwegs, das leider Anfang Januar 2022 geschlossen wurde. Ich möchte euch gerne meinen Erfahrungsbericht für einen geförderten FTTH-Ausbau im Kreis Recklinghausen präsentieren. Dieser wurde durch Fördermittel des Bundes finanziert und erfolgte nach FTTH 1.7.
Im Jahr 2016 gab es eine Prüfung, welche Orte bis dahin unterversorgt waren. Der Bund hat daraufhin entsprechende Fördermittel für den Ausbau in unserer Region in Aussicht gestellt.
Mit allen zehn kreisangehörigen Städten hat der Kreis Recklinghausen Anfang 2017 eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen. Damit konnte sich der Kreis um Fördermittel des Bundes und des Landes bewerben, um Bereiche mit weniger als 30 MBit/s zukünftig mit schnellem Internet zu versorgen. Dazu gab es eine europaweite Ausschreibung, um Telekommunikationsunternehmen zu suchen, die in der Lage sind, ein breitbandiges Netz auf Niveau des „Next-Generation-Access“ (NGA-Netz) auszubauen und für mindestens 7 Jahre zu betreiben. Im Februar 2019 wurden die Deutsche Telekom AG und GELSEN-NET Kommunikationsgesellschaft mbH vom Kreis Recklinghausen mit dem Ausbau beauftragt. Der Breitbandausbau erfolgt überall dort, wo „weiße Flecken“ vorhanden sind für Privathaushalte und Unternehmen. Es wurden damit über 207 Schulen und über 11.000 Haushalte in 10 Städten an das schnelle Glasfasernetz angeschlossen. (Quelle: Siehe https://www.kreis-re.de/inhalte/buergerservice/breitbandausbau/index.asp, Abruf 12.05.2022)
Unseren Teil des Gebietes hat glücklicherweise die Telekom ausgebaut. 😉
Im März 2019 wurden die Ausbaukarten veröffentlicht (Ausschnitt meines Ortsteils):
Fälle, in denen man von einem Mit-Ausbau spricht, sind zum Beispiel:
2018 kam Innogy Highspeed (jetzt E.ON Highspeed) im Auftrag der Westnetz GmbH und hat Glasfaserleitungen bis zu den Verteilerkästen (FTTC) verlegt. So hatten wir nun VDSL mit bis zu 120 MBit/s. Vor dem Ausbau war bei uns im Dorf nur max. 6 MBit/s möglich. Bei einem kleinen Nachbardorf sogar nur 384 KBit/s. Da die Markterkundung bereits 2016, der Ausbau durch Innogy jedoch erst 2018 erfolgte, hatten wir das große Glück, vom echten Glasfaseranschluss bis ins Haus (FTTH) zu profitieren. Wäre die Markterkundung erst nach dem Ausbau (2018) geschehen, wären wir nicht dabei, da wir dann zu dem Zeitpunkt nicht mehr unterversorgt gewesen wären.
Im Juni 2019 wurden alle Eigentümer vom Landrat des Kreises Recklinghausen angeschrieben und um Zustimmung zu einem Glasfaserausbau bis in die Gebäude (für Eigentümer kostenlos) gebeten. Dem Schreiben lag der Antrag der Telekom bei.
Der Antrag „Auftrag zur unentgeltlichen Herstellung eines Telekommunikationsnetzes in Förder- und Bestandsgebieten an die Telekom Deutschland GmbH“ sollte innerhalb von 2 Wochen ausgefüllt zurückgesandt werden. Zu dem Zeitpunkt waren wir noch nicht Eigentümer unseres Hauses, da wir den Kaufvertrag erst am 16. August 2019 beim Notar unterschrieben haben. Wir hatten damals insofern Glück, als dass der Verkäufer diesen Antrag bereits für uns gestellt hat. Am Ende zählt nur die Adresse und nicht direkt der Auftraggeber.
Am 13. September 2019 kam die Bestätigung des Auftrages zum Glasfaser-Hausanschluss.
Die ganze Arbeits- und Vorgehensweise durch die Fremdfirmen lief leider nicht immer optimal. So gab es zum Beispiel Schwierigkeiten bei den Terminabstimmungen, für Arbeiten in den Vorgärten (wie z.B. Vorbereitungen für das spätere Einblasen der Glasfaserleitung, Messung des Signals etc.) haben die Firmen unangekündigt geklingelt. Da ich im Home Office arbeite, konnte ich immer dabei sein.
Die Telekom war nur zur Inbetriebnahme und Endabnahme im Juli 2021 im Dorf. Das Einblasen der Glasfaserkabel, Setzen der Verteiler und Hausübergabekästen (APL), sowie das Spleißen der Glasfaserverbindungen haben zwei unterschiedliche Firma durchgeführt.
Hier die einzelnen Bauabschnitte im Überblick:
Ein Jahr nach Bestätigung begannen die Arbeiten. Im Oktober 2020 kam die Tiefbaufirma und hat die ersten Gehwege bis zu 50cm tief und 40cm breit aufgegraben. Jeden Tag (6 Tage/Woche) jeweils ca. 200m. Die Arbeiten wurden an Gehwegen mit einem Mini-Bagger vorgenommen. Zur Überquerung der Straße wurde der Asphalt 30cm breit mit einer großen Asphaltfräse aufgefräst und die Oberfläche mit dem Presslufthammer zerkleinert. Erst Anfang März war der Tiefbau in unserem Dorf (ca. 2.500 Einwohner) abgeschlossen. Davor kam es wegen klirrender Kälte (bis zu -13 Grad) zu Verzögerungen.
Die Tiefbaufirma hat auf den Gehwegen Pfeile und Rohrverbandbezeichnungen markiert. Das sind dicke Rohrverbände in Orange mit einzelnen kleinen Leerrohren („Speedpipes“) mit einer Anzahl von 7, 12 oder 22 einzelnen Leerrohren.
Der orange Mantel hat zudem noch eine Farbmarkierung (z.B. dünne oder dicke, weiße oder auch schwarze Linien). Wenn die Firma mehrere Leerrohrbündel im Graben verlegt, weil die einzelnen Speedpipes nicht ausreichen, muss man weiterhin unterscheiden können, welches Rohr wen versorgen soll.
Jede einzelne Speedpipe hat eine Farbkennzeichnung. Die Telekom hat das vom Verteilerkasten bis zum letzten Haus genau dokumentiert. Die Anzahl der Häuser an dieser Strecke ergibt dann die Anzahl der benötigten Leerrohrbündel mit der Gesamtzahl der Einzelrohre.
Am Beispiel unseres Hauses:
Rohrverband mit 12x Speedpipes: 12x/ws. Also 12 Einzelrohre. Unser Einzelrohr hat die Farbemarkierung rot. Der orange Mantel wurde an der Stelle unter dem Gehweg aufgeschnitten, das Leerrohr getrennt und am Ende mit dem Leerrohr zum Haus mithilfe einer Schnellverbindungskupplung verbunden. Das andere Stück Leerrohr, was nun weiter im Bündel weg geht, bleibt in diesem Fall leer. Alle Firmen hatten von der Telekom eine Liste mit den Adressen. Alles war perfekt geplant.
Ab Dezember wurden von einem Subunternehmen die Einzelrohre vom Gehweg bis zum Haus teilweise mit einer Erdrakete vorbereitet. Coronabedingt konnte jedoch noch kein Mauerdurchbruch vorgenommen werden.
Das Subunternehmen erschien im Januar 2021 erneut, um das Rohr nun ins Haus zu führen und mit einer Mauerdurchführungsmuffe zu versehen und abzudichten.
Es wurden im Februar diverse Verteilerkästen (Outdoorgehäuse) aufgestellt.
Mitte März kam ein weiteres Subunternehmen und hat nun die ersten Glasfaserleitungen eingeblasen. Das war wirklich spannend. Die Leitungen wurden mit speziellen Druckluftkompressoren eingezogen. Durch das Luftpolster in den Speedpipes dauerte es ca. 2-3 Minuten, bis ca. 300m Glasfaserkabel bei mir im Keller angekommen waren.
Das Glasfaserkabel wurde mit Druckluft und der Leerrohrverlängerung in das entsprechende Leerrohr im Verteiler eingeblasen. Im Verteiler sind die einzelnen Leerrohre mit Straßennamen und Hausnummer gekennzeichnet.
In dem Outdoor-Verteiler ist ein NVT verbaut. Dies ist ein Verteiler, der die ankommende Glasfaserleitung über einen passiven Splitter mit 2,5Gbit/s auf 32 Teilnehmer aufteilt. Das Netz der Telekom wird als GPON Netz aufgebaut.
Mitte Mai wurde der Glasfaser-APL installiert und angeschlossen.
In einem Glasfaserkabel sind bei mir 6 einzelne Fasern. Davon ist nur eine für Internet etc. belegt. Die anderen 5 sind Reserve. Die grünen Bauteile sind die Steckkupplungen, an denen später eine (bis zu 20m kostenlose) Leitung angeschlossen wird. Die weißen Kappen im unteren Bereich dienen dem Staubschutz.
An einem Samstagabend (29. Mai 2021) um ca. 19:30 Uhr klingelte es wieder bei uns. Es war der Glasfaserspezialist. Er hat das Glasfasersignal durchgemessen und den Wert (dB) in die Tabelle eingetragen.
Oktober 2020 hieß es, die Tarife wären ab dem 31. März 2021 buchbar. Dieses Datum verschob sich immer weiter nach hinten (im Januar 2021: ab 8. April 2021; Ende Februar 2021: ab 31. Mai 2021; Ende April 2021: ab 31. Juli 2021)
Anruf Mitte Juli 2021: Zusage, dass die Inbetriebnahme am 31. Juli 2021 stattfindet.
Ab 8. August 2021 waren die Tarife letztendlich buchbar. Das habe ich alles mit Lorenz S. in der Telekom hilft Community durchgeführt. Den Tarif habe ich aber aufgrund des Online-Rabattes online gebucht.
Beim Alt-Anbieter E.ON Highspeed hatte ich noch einen Vertrag bis zum 1. November 2021, die Glasfaserleitung jedoch schon 2 Monate vorher schalten lassen. So konnte ich sicherstellen, dass ich nicht ohne Internet dastehe, falls etwas schiefläuft. Am 2. November 2021 wurden noch die 4 Rufnummern (als MSN 4-7) von E.ON Highspeed zur Telekom portiert.
Ich habe mich entschieden, dass die GF-TA auch im Keller neben meinem Netzwerkschrank installiert wird.
Im ganzen Haus habe ich LAN-Doppeldosen, sodass ich flexibel wäre, den Router überall aufzustellen. Der HÜP ist auf der gegenüberliegenden Seite montiert. Ich habe ein M25-Installationsrohr verlegt und mit einer Schnur als Zugband vorbereitet. So konnte der Techniker das Glasfaserkabel schnell durchziehen.
Die Fritz!Box hatte ich auch schon dort angebracht. Aus dem Installationsrohr schaut das Zugband heraus.
Endlich war es so weit. Der Technikertermin stand an. Gegen 9 Uhr war der Techniker hier und wirklich sehr nett. Er hat mir spaßeshalber angeboten, die Leitungen selbst zu spleißen. Das habe ich dankend abgelehnt, da ich eine perfekte, saubere Verbindungsstelle haben wollte. Und das kann ja nur jemand, der das täglich macht.
Wie oben bereits erwähnt, erfolgte der Ausbau nach Bestandssystem FTTH 1.7. Der Techniker hat das Glasfasermodem 2 mitgebracht und installiert. Zudem gab er mir auf meine Anfrage die ONT-Kennung mit, falls ich mal auf eine Fritz!Box 5530/5590 umsteigen möchte.
So sieht das Endergebnis bei mir aus:
Ich hatte im Keller meinen Laptop aufgestellt. Der Techniker hat sich über die Fritz!Box eingewählt und eine willkürliche Internet-Zugangsnummer (ehem. Anschlusskennung) eingegeben. Aufgrund von EasyLogin ist es irrelevant, welche Zugangsdaten eingegeben werden. Diese Ersteinrichtung war im Rahmen der Schaltung kostenlos.
Nur die Einrichtung der Rufnummern wäre kostenpflichtig, was ich jedoch selbst gemacht habe.
Der Anschluss läuft seit dem 1. September 2021 ohne Ausfälle sehr stabil. Top!
Ich habe den Tarif MagentaZuhause XL bestellt. Für unsere Bedürfnisse reicht das zurzeit allemal. Meine Speedtest zeigen immer ca. 271MBit/s im Download und 57-61MBit/s im Upload (Ping ca. 10ms)
Die Fritz!Box synchronisiert mit 283,2/61,8 MBit/s
Ich bin sehr zufrieden. Buchung und Bereitstellung haben super geklappt. Ebenso ist die Portierung meiner 4 Rufnummern später auch erfolgreich durchgeführt worden. Ich hatte im Schnitt 5 Abbrüche im Monat über DSL (Tarif VDSL 60). Im Homeoffice war das nicht schön. Ich hatte aber als „Backup“ ein Netzwerkkabel von der anderen Doppelhaushälfte (von meinem Schwiegervater) zu mir in den Netzwerkschrank gelegt und diese an einem Anschluss des Patchpanels verbunden, sodass ich im Büro an einer der Doppel-LAN-Dosen ein weiteres Patchkabel neben dem PC liegen habe. Das andere Ende ist an der Fritz!Box meines Schwiegervaters über O² (DSL 6000) verbunden.
Auch mit FTTH halte ich an dieser Backup-Lösung fest.
Ich hoffe, mein Erfahrungsbericht ist für den einen oder anderen von euch interessant.
Danke für's Lesen und viele Grüße
Marcel
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