Warum ich Speedport-Router nutze

Fritz!Box oder Speedport? Teil zwei. Bei diesem Blog handelt es sich um einen Gastartikel von @UlrichZ. Erfahrt in diesem Blog, warum @UlrichZ einen Speedport-Router verwendet und welcher Zielgruppe er den Speedport empfiehlt. Erfahrt im ersten Teil von @Gelöschter Nutzer, warum er eine Fritz!Box verwendet und wem er die Fritz!Box empfiehlt. Viel Spaß mit den beiden Gastblogs.

 

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Meine Anfänge mit BTX und ISDN

Das "Warum" hat eine lange Geschichte: Seit meiner frühen Jugend interessiert mich Elektrotechnik und nach einer entsprechenden Berufsausbildung mit nachfolgendem Studium, arbeite ich seit Jahrzehnten in der Hardware-Entwicklung von drahtlosen Telekommunikationsprodukten für den professionellen Markt.

 

Parallel zur damals noch weitgehend analogen Hardware lag mein Interesse aber auch bei der für den Privatkunden beginnenden "Digitalen Telekommunikation". Meinen ersten IBM-kompatiblen PC mit einer 40 MHz CPU von AMD verband ich über ein Analogmodem mit dem BTX-Dienst der Deutschen Bundespost, 1995 war dann mein Start ins Internet-Zeitalter mit der Deutschen Telekom.

 

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Da ich ehrenamtlich tätig bin und daher zwei Rufnummern in meinem Haushalt benötige, erfolgte kurze Zeit später der Umstieg auf ISDN. Das machte die Nutzung eines Analogmodems überflüssig. Dieses existiert aber immer noch und wird heute gelegentlich für den Fax-Versand genutzt.

 

Eine neue Ära bricht an: das "Schnelle Internet"

Das Jahr 2000 war für mich dann der Einstieg in das "schnelle Internet" - T-ISDN 300, ein DSL-Anschluss mit wahrscheinlich max. 300 kbit/s im Downstream. Zwinkernd Über T-DSL 16.000 erreichte ich dann 2008 das Maximum, einen VDSL50 Anschluss. Heute warte ich sehnsüchtig darauf, dass der Hauptverteiler, an dem meine ca. 300 Meter lange Kupfer-Doppelader angeschlossen ist, auf Vectoring umgestellt wird.

 

Während in den Anfangsjahren meines "schnellen Internets" die Verbindung zum Internet aus TAE-Dose, Splitter, DSL-Modem und PC bestand, ergab sich irgendwann die Notwendigkeit, zusätzlich zum (V)DSL-Modem einen Router zu verwenden, um weiteren Netzwerk-Geräten den Zugang zum Internet zu ermöglichen.

 

Aufgrund meines Interesses an der digitalen Telekommunikation für Privatkunden und erst recht der dafür zu nutzenden Hardware, "tummelte" ich mich zunächst jahrelang in entsprechenden "T-Online"-Newsgroups des Usenet, den Vorläufern der heutigen Internet-Foren wie dieser Community. In einer der T-Online-Newsgroups wurde ich dann irgendwann zwischen 2005 und 2008 auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, mich an Beta-Tests für Telekom Hard- und Software zu beteiligen.

 

Mein erster Speedport

Über die damalige Beta-Test-Plattform der Telekom kam ich dann an meinen ersten Speedport, einen Speedport W 502V (aufgrund der ISDN-Unterstützung). Mit dem Testen und der Nutzung dieses und weiterer Speedports, einschließlich des aktuellen Speedport Smart, lernte ich die Vor- aber auch die Nachteile der Speedports kennen. Dazu aber später mehr.

 

 

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Für wen der Speedport super geeignet ist

In meinen ersten "Internet-Jahren" erfolgte der Erfahrungsaustausch über die Technik und Software überwiegend in den relevanten Newsgroups, in denen sich in erster Linie an der Technik interessierte Menschen tummel(te)n. Diese brachten auch ein gewisses Grundverständnis für die Materie mit. Dadurch wurde ich spätestens ab dem Jahr 2005 zunehmend auch von Personen aus dem Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis gebeten, beim Einrichten und bei Problemen mit dem Internetzugang zu helfen. Dies sind Personen, die die Dienste des Internets gern nutzen möchten, aber von der Technik keine oder nur wenig Ahnung haben bzw. auch gar nicht haben wollen.

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Da die Telekom als größter Internetanbieter gerade auch diesen Kundenkreis anspricht, habe ich schnell den Bedarf für einfache und leicht zu beherrschende Hard- und Software gesehen. Warum wurde zum Beispiel das Webinterface im Browser (das E-Mail-Center) für den E-Mail-Empfang und -Versand entwickelt und angeboten? Ganz einfach: die Einrichtung und Nutzung der eigenen T-Online E-Mail-Software, des Netscape Communicators oder der E-Mail-Software der genutzten Betriebssysteme erschien vielen Anwender/innen zu kompliziert. Schon der Download und die Installation entsprechender Software bereitet vielen Menschen bis heute Probleme.

 

Mit dem Wunsch, nicht nur ein Gerät mit dem Internet zu verbinden, war der Bedarf an Routern für einen (V)DSL-Anschluss im Privathaushalt geboren. Wobei unter Router schnell ein Gerät verstanden wurde, dass nicht nur die eigentliche Aufgabe der Kontrolle des Netzwerk-Verkehrs an verschiedene Geräte übernimmt, sondern zugleich das (V)DSL-Modem, eine Telefonanlage, einen WLAN-Zugang sowie weitere Funktionen übernimmt - sprich die eierlegende Wollmilchsau am Internetanschluss. Die meisten Kunden möchten keine Gerätesammlung in der eigenen Wohnung.

 

Meines Wissens war AVM der erste Anbieter eines solchen Routers, einer FRITZ!Box, für den Privatkunden auf dem deutschen Markt. Wobei der deutsche Markt ein besonderer war, da im Vergleich zu anderen Ländern die Verbreitung von ISDN-Anschlüssen für Privatkunden sehr hoch war und entsprechende Router auch ISDN unterstützen sollten. Da die Telekom im Gegensatz zu anderen Anbietern nie auf Zwangsrouter setzte und von Beginn an die Zugangsdaten ihren Kunden aushändigte, hatte der Telekom-Kunde immer völlige Freiheit bei der Auswahl des Routers.

 

Die Grundfunktionen eines Speedports

Zurück zu den Speedports. Zwinkernd Aufgrund der Teilnahme an den Beta-Tests kann ich bis heute mehr oder weniger jeweils die neuesten Speedport-Modelle nutzen und bekomme dadurch mit, auf was das Produktmanagement der Telekom Wert legt und auf was nicht. Das "Was" spiegelt sich in den Grundfunktionen der Speedports aber auch in der Priorisierung der Fehlerbehebung wieder.

 

Ich habe schnell gemerkt, dass die Grundfunktionalitäten für den hiesigen Haushalt ausreichend sind:

  • das (V)DSL-Modem,
  • die restriktive Firewall,
  • die Routingfunktion,
  • der WLAN Access Point und 
  • die Möglichkeit, mindestens zwei analoge Telefone direkt am Speedport betreiben zu können.

Hier wird keine eigene Fernkonfiguration, kein interner VPN-Server, keine wie auch immer geartete Konfigurationsmöglichkeit der Firewall, kein NAT-Loopback, keine Unterstützung eines DynDNS, kein Eintragen eines anderen DNS-Servers, keine Auswahl eines beliebigen privaten IP-Adressbereiches, kein externer Zugriff von unterwegs auf den eigenen Festnetzanschluss für Flat-Telefonate und und und benötigt.

 

Die gleichen Anforderungen gelten auch bei meiner "Support-Klientel" sprich bei denjenigen Menschen aus dem Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis, die mich in Sachen Internet um Hilfe bitten. Das sind nicht nur Telekom-Kunden sondern auch Kunden anderer Anbieter, die in der Regel auch nur den (früheren Zwangs)Router ihres Providers nutzen. Meine "Support-Klientel" gehört nicht nur der älteren Generation an, zu der auch ich gehöre, sondern es sind auch junge Menschen dabei.

 

Ein Speedport kommt selten allein

Es gibt die Speedports in unterschiedlichen Ausführungen, die Einsteigermodelle wie den aktuellen Speedport Entry 2 und das Topmodell, den Speedport Smart.

 

Der Speedport Entry 2 hat keine integrierte DECT-Basisstation und unterstützt nur das 2,4 GHz WLAN-Band, der Speedport Smart bietet neben superschnellen 5 GHz 802.11ac WLAN, eine CAT-iq 2.0 DECT-Basisstation und zukünftig auch DECT-ULE Smart Home Funktionalitäten. Einen internen ISDN S0-Bus stellt der Smart allerdings nicht mehr zur Verfügung. Das bleibt der Speedport W 92x Serie vorbehalten.

 

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Übrigens: Die Mehrzahl der aktuellen Speedports hat integrierte DECT-Basisstationen, die den offenen DECT CAT-iq 2.0 Standard unterstützen. Mit den aktuellen Speedphones aber auch mit dem HX-Modellen von Gigaset lassen sich damit herstellerübergreifend die angebotenen DECT-Komfortfunktionen nutzen, was früher nur sehr selten der Fall war. Es gibt in Kürze auch zwei DECT-Repeater, die mit den Speedports harmonieren. Der DECT Repeater DA1275 von DOSCH&AMAND PRODUCTS GmbH und der wahrscheinlich baugleiche DECT Repeater SAT von wantec. Den Repeater DA1275 habe ich erfolgreich am Speedport W 724V Typ C und am Speedport Smart betrieben. Wobei ich in meiner Wohnumgebung keinen Repeater benötige. Die DECT-Basen des Speedport reichen vom 2. OG ins Kellergeschoss. Mit dem auf der Fensterbank positionierten Repeater kann ich jetzt auch vom Parkplatz des benachbarten Supermarktes per Speedphone telefonieren. Wozu noch eine Mobil-Flat? ;-).

 

Speedports - einfach und leicht zu bedienen

Neben dem Schwerpunkt, nur Grundfunktionalitäten bereitzustellen, wird auch auf eine möglichst einfache und verständliche Bedienung Wert gelegt. Hier hat die Telekom im Laufe der Jahre gelernt und stellt mit dem heutigen Webinterface im Responsive Design (z. Zt. Entry 2, demnächst auch beim Smart) eine aus meiner Sicht sehr gelungene Bedienoberfläche einschließlich der die Ersteinrichtung erleichternden Assistenten zur Verfügung. Letztendlich ist alles eine Frage der Gewöhnung.

 Konfigseite des Speedport Smarts auf einem Desktop-RechnerKonfigseite des Speedport Smarts auf einem Desktop-Rechner

 

 

Konfigseite des Speedport Smarts auf einem SmartphoneKonfigseite des Speedport Smarts auf einem Smartphone

  

Tipp: Die Geschichte der Speedports sowie deren Hauptfunktionalitäten können bei Wikipedia nachgelesen werden.

 

Nachteile eines Speedports

Anfangs erwähnte ich, dass die Speedports aus meiner Sicht auch Nachteile/Kritikpunkte mitbringen. Da ist zum einen das sehr schleppende Bugfixing von Firmware-Fehlern, zum anderen die sehr halbherzige Unterstützung von Nebenfunktionen.

 

Es erschwert sicherlich nicht nur die Kommunikation sondern erst recht den Test der Speedport-Firmware in den unterschiedlichsten Anschluss-Kombinationen, wenn die Speedport-Produzenten im Ausland angesiedelt sind. Ich habe es selbst erlebt, dass ein Mitarbeiter eines Speedport-Herstellers mich aufsuchen musste, um an meinem Anschluss die Ursache eines hartnäckigen Bugs zu finden.

 

Neben den Grundfunktionen wie sicherer Internetzugang, Telefoniebetrieb und WLAN Access Point bieten die Speedports auch Zusatzfunktionen wie USB-"NAS"-Unterstützung und einen Media Server. Aber häufig sind diese Zusatzfunktionen nur "nett". Die Ausgestaltung dieser Funktionen wird weitestgehend dem Hersteller überlassen, was gerade am Beispiel der genutzten Media Server deutlich wird. Hier greifen die Hersteller auf das Open Source Produkt ihrer Wahl zurück. Es gibt keine Festlegungen über die Anzahl der unterstützen Medien und Dateien oder ob Covergrafiken Berücksichtigung finden. Hier darf jeder Hersteller sein eigenes Süppchen kochen. Wenn solche Nebenfunktionen angeboten werden, sollte auch der Umfang im Pflichtenheft genau definiert werden.

 

Eine Antwort auf diese Situation ist die Einrichtung des Labors hier in der Community. Das Labor bietet ein umfangreicheres Testszenario (unterschiedliche Anschlüsse, unterschiedliche Telefonie- und Netzwerk-Hardware), was ein Entwicklungslabor und die Qualitätstesteinrichtungen der Telekom nicht leisten können. Allerdings habe ich auch als Teilnehmer in den diversen Laboratorien den Eindruck, dass bestimmte Fehler keine hohe Bearbeitungspriorität besitzen. 

 

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Mein Fazit

Lange Rede kurzer Sinn: Mir reichen die Funktionen des Speedports meiner Wahl prinzipiell aus. Das wird der übergroßen Mehrzahl der Telekom-Kunden ähnlich gehen, weshalb diese dann auch zum Speedport greifen.

 

Daher empfehle ich auch jedem, der einfach nur sicher surfen, E-Mails schreiben, telefonieren und WhatsApp im eigenen WLAN nutzen möchte, einen Speedport – am besten auf Mietbasis.

 

Aber, das sei noch einmal ausdrücklich gesagt: Niemand wird zum Speedport gezwungen! Genauso muss aber auch betont werden, dass die Telekom ihre Hersteller auf bessere Firmware-Tests und -Pflege verpflichten sollte. Funktionen, die angeboten werden, müssen auch funktionieren!

 

Hat euch mein Gastblog gefallen? Welchen Router verwendet ihr und warum? Schreibt mir in den Kommentaren zu diesem Blog.

 

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