Anmerkungen zu "Peeringprobleme - Probleme bei Datenübertragung, hohe PING-Zeiten, schlechte Verbindungen"

vor 5 Jahren

Lieber @Alexander T., liebe @Anja S., liebe restliche Community,

 

ich möchte hier nicht nur meckern, sondern fachliche Fehler klarstellen und möglicherweise über diesen Artikel diskutieren, soweit es möglich ist, eine Weitergabe dieses Kommentars an eine entsprechende Abteilung zu einer Stellungnahme wäre großartig: https://telekomhilft.telekom.de/t5/Telefonie-Internet/Peeringprobleme-Probleme-bei-Datenuebertragung-hohe-PING-Zeiten/ta-p/4265259

 

Kurz vorab zu mir, ich persönlich schätze das Telekom-Netz sehr, insbesondere Mobilfunk und intern den Backbone, ganz besonders das absolut vorbildliche IPv6-Deployment. Ich kenne viele großartige Mitarbeiter und schätze dass fast alle Kompetenz in Deutschland sitzt/bleibt. Ich betreibe mein eigenes Netz/ASN und beschäftige mich mit dem Thema seit bald 10 Jahren. Ich hatte bereits mehrfach erfolgreich Kontakt mit dem Telekom NOC wegen vollständigen Routingproblemen, wo gar keine Verbindung möglich war.

 

Kommen wir erstmal zu den eindeutigen Fakten:

Eine Traceroute zeigt immer vom eigenen Netz weg, die Wege können komplett unterschiedlich sein. Um eine Traceroute zu seinem Anschluss bekommen kann man evtl. je nach Gegenstelle sogenannte Looking Glass im Internet finden und/oder über z.B. https://globaltraceroute.com/ via RIPE Atlas eine Traceroute von tausenden Probes (Messstationen) anfordern.

 

Die Telekom ist einer von derzeit nach meiner Zählweise 16 sogenannten Tier 1 ISP , die untereinander Daten kostenfrei austauschen und so dafür sorgen, dass jedes Datenpaket im Internet eine Route zum Ziel hat.

 

Wo eine Gegenstelle steht, hat erstmal nur auf die Latenz (auch bekannt als Ping) Einfluss, Telekom-Transit in Hong Kong (wird wirklich angeboten) würde derzeit einen höheren Datendurchsatz zu Telekom-Kunden liefern als Cogent-Transit in Frankfurt.

 

Auf peeringdb.com tauschen ISP /ASN ihre Vorstellungen zu Peering aus, die Telekom will für kostenneutrales (jeder zahlt seinen Teil der Kosten) Peering mit ISP mehrere Standorte international und andere strenge Vorstellungen. DSL-Konkurrenten wie o2 und 1und1 haben viel geringere Anforderungen, peeren fast mit jeder interessierten Partei, dies ist für mich und andere ein Grund zum Wechsel.

 

Einige CDN wie z.B. Akamai nutzen DNS zur Zuweisung jeweils regionaler bzw. an den jeweiligen ISP angeschlossener Server, in wenigen Fällen kann der Telekom-DNS besser sein auf Grund der genaueren Zuordnung.

 

Nun zu meiner Interpretation/Wahrnehmung:

Peerings zu allen relevanten Tier 1 u. ä. ISP sind überlastet, ich konnte bis heute nur eine Aufrüstung zählen. 

 

http://speedtest.net/server/10010 sitzt im Netz von Cogent. Abends kommen an Telekom-Anschlüssen seit je her oft unter 2 MBit/s im Download an, bei der Konkurrenz kam in meinen Tests immer mindestens 50 MBit/s der Leitungsgeschwindigkeit an, in den allermeisten Fällen die volle Leitungsgeschwindigkeit. Eine Ausnahme ist mir bekannt, Magenta Zuhause Regio an NetCologne-Anschlüssen liefert über den Plusnet (ex QSC) Backbone die volle Downloadrate ohne Probleme. Cogent wollte sogar gegen euch klagen, um eine Aufrüstung zu erzielen, mangelndes Interesse kann ich da nicht feststellen: https://www.golem.de/news/cogent-telekom-wegen-vertragsbruchs-beim-peering-verklagt-1512-117936.html

Der Unterschied der neuen Sprachregelung aus diesem Forenpost mit der alten aus dem Artikel ist faszinierend.

Zur alten Sprachregelung des ungleichen Datenverkehrs möchte ich anmerken, dass a) eure Kunden Inhalte haben wollen, b) eure 100% Tochter ITENOS mit ihrem Rechenzentrum in Frankfurt viele ausgehende Daten auf Level 3, Telia und NTT verteilt und c) ihr erst im April den Upload-Speed von Glasfaser für neue Privatkunden gesenkt habt, dies alles lässt den Verdacht aufkommen, dass die Traffic-Ratio von euch so gewünscht wird.

 

Das ganze ist nur einigermaßen tragbar, weil ihr so viele Content-Anbieter für euren eigenen IP-Transit gewonnen habt. Dieses Jahr Hetzner und DFN. Ausnahmslos alle eure Tochterfirmen nutzen, nicht ohne Grund, ihr eigenes Routing. T-Mobile NL hatte mit ihrer DSL-Sparte T-Mobile Thuis versucht allen Datenverkehr nach AS3320 (worüber wir gerade reden) auszuleiten und musste dies nach weniger als einer Woche nach massiven Shitstorm zurücknehmen, seit dem läuft es wieder über AMS-IX Peering und Vodafone CW Transit wie vor der Übernahme: 

https://web.archive.org/web/20191029133121/https://www.linkedin.com/feed/update/urn:li:activity:6594852645716975616/?commentUrn%3Durn%3Ali%3Acomment%3A%28activity%3A6594852645716975616%2C6594929402079956996%29

Unitymedia, Vodafone, Telecom Italia, Orange, Telefonica und Telia (also alle anderen europäische ISP mit Tier 1 Status) kann man problemlos ohne größere Abstriche in der Performance über übliche Tier 1 wie z.B. Telia erreichen.

 

Meine Angebotsanfrage an die Telekom:

Ich hätte gerne ein bezahlbares Angebot für einen geeigneten Weg aus dem NewTelco Frankfurt ins Telekom-Netz mit BGP für mein privates ASN. Zu allen anderen mir bekannten ISP in Deutschland kenne ich persönlich keine weniger geeigneten Wege außer mit minimal erhöhter Latenz durch unnötige Pfade, dorthin kann ich bedenkenlos zum günstigsten Transit greifen bis sich ein DE-CIX Port für mich lohnt. Dabei beachten, dass ich Privatperson bin, ohne Gewerbe oder ähnliches.

 

Kundenrückgewinnung DSL:

Meine Lösung ist ein Wechsel zu einem DSL-Anbieter auf Basis von Telekom-VDSL (Bitstream), mit dem ausnahmslos jeder z.B. via den DE-CIX Routeservern unkompliziert peeren kann und über jeden Tier 1 schnell erreichbar ist, wo also der Weg überhaupt keinen Unterschied macht was Durchsatz angeht. Wenn ein Moderator mag, kann er die Kundenummer von mir per PN erhalten und eintragen, dass ich gerne zurückkommen würde, wenn die Probleme behoben sind, also entweder offeneres Peering und/oder Tier 1 Peering mit ausreichend Kapazität zu allen Tier 1.

 

Fazit: Wenn die genannten Probleme gelöst sind, würde ich euch in jedem Falle empfehlen, momentan ist das beste Netz leider oft das schlechteste Netz zu vielen Zielen.

 

Ich freue mich über jegliche inhaltliche Kritik an diesem Kommentar und liefere bei Interesse Quellen zu jedweden Aussagen nach. Auch Begriffe erkläre ich auf Nachfrage gerne.

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  • 5 Sterne Mitgestalter

    vor 5 Jahren

    @LTE_Max  Wen meinst Du eigentlich regelmäßig mit 'Ihr'  Die persönlich adressierten Telekom-Mitarbeiter ? Hier ist primäre eine Kunde-zu-Kunde-Community, die von einem kleinen Magenta-Team forums- und hilfemäßig betreut wird.  Gehe einfach mal davon aus, dass die Entscheider und echten Fachkäfte hier NICHT mitlesen.

    7

    Antwort

    von

    vor 5 Jahren


    @olliMD  schrieb:


    Na ja, wer mit der Keule Netzneutralität kommt.... Sorry. Netzneutralität hat nichts damit zu tun, dass der eine viel verdient, der andere wenig. 


    Leseempfehlung:

    Who Owns the Eyeballs - Backbone interconnection as a network neutrality issue 

  • 1 Sterne Mitglied

    vor 5 Jahren

    Was soll ich da sagen? Richtig wie immer. Cogent/YouTube-Lähmung von 2011, Telia 2019, etc. Das Thema kommt seit Jahren immer wieder auf, Besserung kaum in Sicht. Es ist schon traurig, wenn man in Firmen mit Telekom-Zugang, welche mehrere tausend Euro im Monat für "Internet" zahlen, erst mal nebenan im Kiosk eine LTE Prepaid-Karte der Konkurrenz kaufen geht, weil darüber der Download schneller geht. Keine Frage: Die Telekom hat das "beste Netz" - aber leider hat dieses keinen dem Preis angemessenen Internetzugang.

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